Abwicklungsanstalt

Währungsabwertung
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Definition

Eine Abwicklungsanstalt, oft auch als „Bad Bank“ bezeichnet, ist eine spezielle Organisation, die geschaffen wird, um problematische Vermögenswerte und Verbindlichkeiten von Banken oder anderen Finanzinstituten zu übernehmen. Ihr Hauptziel ist es, diese Vermögenswerte geordnet abzuwickeln und die betroffenen Institute von den Risiken zu entlasten, um eine größere Finanzstabilität zu gewährleisten.

Bedeutung

Abwicklungsanstalten spielen eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung von Finanzmärkten, insbesondere während und nach Finanzkrisen:

  • Stabilisierung der Finanzmärkte: Durch die Übernahme von toxischen Vermögenswerten wie notleidenden Krediten, faulen Hypotheken oder anderen riskanten Anlagen können Abwicklungsanstalten verhindern, dass die Risiken auf den gesamten Finanzsektor übergreifen.

  • Entlastung der Banken: Banken, die stark belastete Bilanzen haben, können durch die Auslagerung ihrer problematischen Vermögenswerte in eine Abwicklungsanstalt ihre finanzielle Stabilität wiederherstellen. Dies ermöglicht ihnen, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren und ihre Bilanz zu sanieren.

  • Vermeidung systemischer Risiken: Abwicklungsanstalten sind Instrumente, um größere Schäden im Finanzsystem zu verhindern, die durch den Zusammenbruch einzelner Institute entstehen könnten. Sie tragen dazu bei, das Vertrauen in das Finanzsystem wiederherzustellen und eine unkontrollierte Ausbreitung von Finanzkrisen zu verhindern.

Beispiel

Ein bekanntes Beispiel ist die Erste Abwicklungsanstalt (EAA), die 2009 in Deutschland gegründet wurde, um die problematischen Vermögenswerte der WestLB zu übernehmen. Die EAA übernahm Kreditportfolios, Wertpapiere und andere risikoreiche Positionen im Wert von mehreren Milliarden Euro. Durch die Übertragung dieser Vermögenswerte konnte die WestLB ihre Bilanz entlasten, was letztlich zur geordneten Abwicklung der Bank beitrug, ohne dass es zu einem unkontrollierten Zusammenbruch kam.

FAQ

Der Begriff „Bad Bank“ bezieht sich darauf, dass Abwicklungsanstalten oft problematische, sogenannte „toxische“ Vermögenswerte von Finanzinstituten übernehmen. Diese Vermögenswerte gelten als riskant oder schlecht, daher der Name. Die Abwicklungsanstalt ermöglicht es der Mutterbank, diese schlechten Vermögenswerte aus ihrer Bilanz zu entfernen und sich auf stabilere Geschäftsfelder zu konzentrieren.

Abwicklungsanstalten werden in der Regel durch staatliche Mittel, Garantien oder durch die Mutterorganisation finanziert. Ihr Ziel ist es nicht, Gewinne zu erzielen, sondern die Verluste zu minimieren und eine geordnete Abwicklung der Vermögenswerte zu gewährleisten.

Während Finanzkrisen übernehmen Abwicklungsanstalten die problematischen Vermögenswerte von Banken, um die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten und das Vertrauen der Investoren zu sichern. Sie helfen, das Risiko einer unkontrollierten Ausbreitung von Finanzproblemen zu verringern.

Ja, eine Abwicklungsanstalt kann scheitern, wenn sie die übernommenen Vermögenswerte nicht erfolgreich abwickeln kann oder wenn die Verluste größer sind als erwartet. Dies könnte zu weiteren finanziellen Belastungen für den Staat oder die betroffenen Banken führen.

Die übernommenen Vermögenswerte werden von der Abwicklungsanstalt verwaltet und im Laufe der Zeit abgebaut, verkauft oder liquidiert. Ziel ist es, den Wert dieser Vermögenswerte so weit wie möglich wiederherzustellen und die Verluste zu minimieren.

Ja, die Struktur und Funktionsweise von Abwicklungsanstalten kann von Land zu Land variieren. In einigen Ländern sind sie staatlich finanziert, in anderen privatwirtschaftlich organisiert. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Art der übernommenen Vermögenswerte können unterschiedlich sein.

Bedeutung der Abwicklungsanstalten in der modernen Finanzwelt

Abwicklungsanstalten haben in der modernen Finanzwelt eine immer wichtigere Rolle eingenommen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität:

  • Instrumente zur Stabilisierung: Diese Institutionen sind nicht nur Werkzeuge zur Stabilisierung von Banken und Finanzmärkten, sondern auch zur Vermeidung von systemischen Risiken, die sich aus der Ansammlung toxischer Vermögenswerte ergeben könnten.

  • Proaktives Krisenmanagement: Die Schaffung einer Abwicklungsanstalt ist oft ein Zeichen dafür, dass eine Regierung bereit ist, proaktiv zu handeln, um die Auswirkungen einer Finanzkrise zu mindern und das Vertrauen in das Bankensystem wiederherzustellen.

  • Langfristige Erholung: Abwicklungsanstalten tragen nicht nur zur kurzfristigen Schadensbegrenzung bei, sondern auch zur langfristigen Stabilisierung und Erholung des Finanzsektors. Sie fungieren als „Auffangbecken“ für problematische Vermögenswerte, die in normalen Marktbedingungen schwer zu liquidieren wären.

Internationale Beispiele für Abwicklungsanstalten

LandName der AbwicklungsanstaltGründungsjahrÜbernommene Vermögenswerte
DeutschlandErste Abwicklungsanstalt (EAA)2009Kreditportfolios, Wertpapiere, Risikopositionen
USAResolution Trust Corporation (RTC)1989Faule Hypotheken, Immobilien
IrlandNational Asset Management Agency (NAMA)2009Immobilienkredite, Entwicklungsdarlehen
SpanienSAREB2012Immobilien, Kredite
SchwedenSecurum1992Bankkredite, Immobilien

Abschließend zur Abwicklungsanstalt

Abwicklungsanstalten sind unverzichtbare Werkzeuge in der modernen Finanzarchitektur, die speziell darauf ausgelegt sind, Krisen zu bewältigen und langfristige Stabilität zu fördern. Durch die gezielte Abwicklung problematischer Vermögenswerte tragen sie dazu bei, das Vertrauen in das Finanzsystem zu erhalten und eine geordnete Marktanpassung zu ermöglichen. Auch wenn sie keine Gewinne anstreben, liegt ihr Wert in ihrer Fähigkeit, größere wirtschaftliche Verwerfungen zu verhindern und den Grundstein für eine nachhaltige Erholung zu legen. Durch ihre Arbeit wird der Weg für zukünftiges Wachstum und Stabilität geebnet, was letztlich der gesamten Wirtschaft zugutekommt.

Weiterführende Literatur und Quellen

  • Paul Krugman, Maurice Obstfeld: International Economics: Theory and Policy. Dieses Buch bietet eine umfassende Einführung in die Auswirkungen von Währungsabwertungen.
  • Internationale Organisationen wie der IWF (Internationaler Währungsfonds) bieten umfangreiche Berichte und Daten zur Währungsstabilität und den Auswirkungen von Abwertungen.
  • Europäische Zentralbank (EZB): Regelmäßige Berichte zur Wechselkursentwicklung und deren makroökonomischen Auswirkungen.
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