Gas- und Strompreise haben wegen des Krieges in der Ukraine Allzeithochs erreicht. Welche Botschaften senden die Strombörsen? Wie voll sind die Stauseen in der Schweiz? Alle wichtigen Energiedaten tagesaktuell.
„Jede Kilowattstunde zählt“: Mit diesem Aufruf startete Ende August die Energiesparkampagne des Bundesrates. Ziel ist es, dass Strom und Erdgas im Winter nicht ausgehen.
Wirken die Sparappelle der Regierung bereits? Ein Problem in der Schweiz ist das Fehlen leicht zugänglicher aktueller Statistiken zum Stromverbrauch. Daher hat das Bundesamt für Energie (BfE) modellbasierte Abschätzungen erstellt. Seit Mitte Dezember werden sie auf einem Dashboard angezeigt.
Energie-Dashboard Bundesamt für Energie – Schweiz

Das Energie-Dashboard des Bundesamtes für Energie bietet eine Übersicht über die aktuellen Kennzahlen zu Strom und Gas in der Schweiz.
Schätzungen des Bundes zufolge dürfte der Stromverbrauch seit Beginn der Energiesparinitiative nicht wesentlich zurückgegangen sein. Diese Masse umfasst nicht nur den Verbrauch von Familien und Unternehmen, sondern auch den Bedarf von Kraftwerken. Der Gesamtstromverbrauch der Schweiz dürfte in den vergangenen Wochen über dem Normalwert gelegen haben. Eine Modellhochrechnung gibt den prognostizierten Stromverbrauch in den folgenden zwei Wochen an.
Preise für Strom in der Schweiz
Ein Blick auf den Terminmarkt für das erste Quartal 2023 ist eine gute Möglichkeit herauszufinden, wie viel Spannung am Strommarkt herrscht. Der Preis auf diesem Markt zeigt, wie viel man jetzt bezahlen muss, um in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 Strom aus der Schweiz zu beziehen. Die Leute denken, dass es jetzt wahrscheinlicher zu einer Stromknappheit kommt, weil das meiste Wasser bereits in den Stauseen aufgebraucht war.
Vor der Krise lag der Börsenpreis für Strom zwischen 50 und 100 Euro. Doch am 26. August stieg der Preis für Schweizer Strom für die ersten drei Monate des Jahres 2023 auf über 1700 Euro. Deutschland und Frankreich, die in der Nähe liegen, hatten ebenfalls Höchststände in ihren Notierungen. Seitdem sind die Preise wieder gesunken. Doch die Lage bleibt fragil.
Wie viel kostet Strom im Moment, auch wenn Sie nicht an die Risiken denken? Deutlich wird dies am Spotmarkt, wo kleine, schnell lieferbare Strommengen gehandelt werden. In der Grafik ist dies für den nächsten Tag. Bis Mitte 2021 lag der Preis hier zwischen 40 und 70 Euro pro Megawattstunde. Seit Herbst 2021 ist der Preis jedoch stark gestiegen. Seit Russland im Februar 2022 die Ukraine angegriffen hat, sind die Preise stark gestiegen und gefallen.
Die Schweiz hat Glück, denn sie verfügt im Gegensatz zu Deutschland über viele Stauseen, die fast 9 Terawattstunden Strom aufnehmen können, was etwa einem Viertel dessen entspricht, was die Schweiz im Winter benötigt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Speicher zu Beginn des Winters voll sind.
Die Schweiz bezieht im Winter durchschnittlich rund 5 Terawattstunden Strom aus dem Ausland, hauptsächlich aus Deutschland und Frankreich. Der größte Teil des Stroms in Frankreich stammt aus Kernkraft. Dies könnte in diesem Winter ein Problem werden, wenn etwa die Hälfte der französischen Kernkraftwerke wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet werden. Ebenso wird weniger Atomstrom produziert als in den Vorjahren.
Da Wasserkraft und Strom aus Kernkraftwerken den größten Teil des Schweizer Strommixes ausmachen, ist darin fast kein CO2 enthalten. In Deutschland hingegen wurden 2021 noch 40% des Stroms aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Ende 2022 sollen zunächst die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Jetzt nur noch bis April 2023 konnten zwei der drei noch verwendet werden. Da diese in Süddeutschland liegen, würde sich auch die Schweiz darüber freuen.
Strom- und Gasmarkt: Eine enge Verbindung mit Einwirkung zum Marktpreis
Am Spotmarkt ändern sich gleichzeitig die Preise für Gas und Strom. Denn Europas sehr flexible Gaskraftwerke werden zur Deckung des hohen Strombedarfs eingesetzt. Der Marktpreis wird also oft dadurch bestimmt, wie viel es kostet, Gaskraftwerke zu bauen. Gas kostete im Frühjahr 2021 noch 15 Euro pro Megawattstunde. Der Gaspreis geht durch die Decke, weil die Wirtschaft besser wird und Russland die Gaslieferungen stark kürzt. Das treibt auch die Strompreise in die Höhe.
Erdgas kann zur Stromerzeugung verwendet werden, aber nur, wenn genügend Gas vorhanden ist. Bis November wollte Deutschland das meiste Gas in seinen Speichertanks haben. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde Flüssiggas gekauft. Auch die Schweiz profitiert von vollen Lagern, denn dann kommt es nicht zu Stromknappheit am Markt.