Konjunktur im Zeichen globaler Spannungen

Die europäische Wirtschaft steht 2025 an einem Wendepunkt. Nach Jahren der Unsicherheit, ausgelöst durch geopolitische Spannungen und eine restriktive Geldpolitik, zeichnen sich erste Anzeichen einer Erholung ab. Dennoch bleibt das Wachstum im Euroraum moderat und von erheblichen Risiken geprägt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Juni 2025 mit einer Zinssenkung auf 2,00 % reagiert, um die Konjunktur zu unterstützen und die Inflation nachhaltig auf das Ziel von 2 % zu bringen.

Wachstumsaussichten: Gedämpfte Dynamik, regionale Unterschiede

Für das laufende Jahr prognostiziert die EZB ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Euroraum von 0,9 %, das sich 2026 auf 1,1 % und 2027 auf 1,3 % steigern dürfte. Der aktuelle KPMG European Economic Outlook bestätigt diese Entwicklung und sieht insbesondere für Deutschland erst 2026 einen spürbaren Aufschwung – mit einem BIP-Wachstum von 1,1 %. Im europäischen Vergleich bleibt Deutschland damit im Mittelfeld, während südeuropäische und osteuropäische Länder wie Spanien und Polen von einer robusten Binnennachfrage und gezielten Investitionen profitieren.

Bremsklötze: Handelsspannungen und Investitionszurückhaltung

Die Erholung wird durch anhaltende globale Unsicherheiten und neue Handelshemmnisse gebremst. Die von den USA im Frühjahr 2025 eingeführten höheren Zölle auf EU-Importe – als Teil einer protektionistischen Wirtschaftspolitik – belasten insbesondere exportorientierte Branchen und dämpfen die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Auch die Aufwertung des Euro erschwert die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Exporteure zusätzlich.

Stabilisierende Faktoren: Arbeitsmarkt, Infrastruktur und Reallöhne

Trotz aller Herausforderungen zeigt sich der europäische Arbeitsmarkt weiterhin robust. Die Beschäftigung steigt, und die Reallöhne legen zu, was die Binnennachfrage stützt. Staatliche Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung – vor allem in Deutschland – sorgen ab 2026 für zusätzliche Impulse. Niedrigere Energiepreise und eine nachlassende Inflation entlasten zudem Verbraucher und Unternehmen.

Inflation: Ziel erreicht, aber Unsicherheiten bleiben

Die Inflation im Euroraum hat sich nach Einschätzung der EZB auf das Ziel von 2 % eingependelt. Lohnsteigerungen verlaufen derzeit moderater, und der stärkere Euro macht Importe günstiger. Dennoch bleiben die mittelfristigen Aussichten von den globalen Rahmenbedingungen abhängig.

Europa bleibt im Spannungsfeld

Europa bewegt sich 2025/26 in einem schwierigen Umfeld zwischen geopolitischen Risiken und vorsichtigen Erholungsimpulsen. Während einzelne Länder von strukturellen Vorteilen profitieren, bleibt das Wachstum insgesamt verhalten. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die politischen und geldpolitischen Maßnahmen ausreichen, um die europäische Wirtschaft dauerhaft auf einen robusteren Wachstumspfad zu führen.

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